Erwachen als „Abfallprodukt“

Erwachen ist kein Ziel, es ist „Abfallprodukt“ – es fällt ab. So wie Glück ein Abfallprodukt von Präsenz ist, von Lauschen, von dem Höheren Folgen, vom Schenken unserer Präsenz. Geld, Fülle kann ebenfalls kein Ziel sein – es fällt ab.
Wir verlieren auf dieser Reise unsere gesamte Pseudosicherheit, unser ganzes scheinbares Wissen und unsere Überzeugungen. All die Pfosten, die wir in die Erde gerammt haben, die unsere Komfortzone absichern, lösen sich auf. Plötzlich sind wir nackt, unwissend im Neuland. Wer mag das schon? Lieber zurück in das Gewohnte … einmummeln auf der Couch und in Sicherheit wiegen. Nur, es geht genau da weiter, wo viele abbrechen. Und es ist nur eine Frage der Zeit, bis uns das Universum freundlich einlädt und irgendwann zwingt, genau da weiter zu gehen.

Wir verlieren auf dieser Reise Arbeitsstellen, Freunde, Familie, Geld. Es kann durchaus auch sein, dass Partner und Geld bei uns bleiben – aber dafür gibt es keine Garantie. Alles kommt auf den Prüfstand und die Versuchung, am Alten zu hängen und den Weg zu verraten, ist groß. Es braucht unsere volle Risikobereitschaft und unsere Ausrichtung, unseren Willen. Die Zweifel, die kommen, sind Geschenke der Schöpfung an uns auf diesem Weg. Es sind Prüfungen, um zu sehen, ob wir dran bleiben. Ob wir auch durch Widerstände gehen. Und damit stärken sie uns, machen uns bereit für die nächste Ebene.
Die Verluste können plötzlich und schmerzhaft sein. Alte lange Beziehungen schmelzen, beste Freunde verlassen uns mit einer belanglosen Entschuldigung. All dieses hinterlässt eine Leere. Wir fühlen uns verwirrt und fragen uns, ob nicht doch die „Normalen“ Recht haben und wir in die Irre laufen. All dies sind Versuchungen auf der Reise, die uns erinnern, ausgerichtet zu sein, langsam und schonungslos hinzusehen. Gewahr-zu-Sein.

Die äußeren Verluste sind das Eine – die stärkste Hürde ist der Verlust unserer alten Identität. Unsere Scheinidentität haben wir aus unserer Kultur, unseren Überzeugungen und Schutzpanzern gebildet. „Ich bin Lehrer“, „ich bin Unternehmer“, „ich bin Mutter“ oder „ich bin krebskrank“ sind alles Scheinidentitäten und Schutzpanzer. Wir sind das alles nicht wirklich, es sind Erscheinungsformen durch die wir uns definieren und somit einen Platz in der Welt sichern. Es ist der Überlebensmodus. Und unendlicher Stress wartet darin.

Der Weg zum Erwachen bringt unsere Konditionierungen und alles, was Schein ist, ans Licht und lässt es sich darin auflösen. Wir bleiben nackt zurück. Wenn wir das aushalten, dann füllt sich die Leere langsam mit dem, was wir wirklich sind. Die dunkle Nacht der Seele, die wir zuvor durchleben, erscheint als ein schrecklicher Ort – solange wir Widerstand und Zweifel in uns hegen und pflegen und damit am Alten hängen. „Unsere“ alte Identität ist dann noch nicht wirklich bereit, zu sterben. Ja, es ist ein Sterben und eine Neugeburt in diesem Leben – und das immer wieder. Und es wird immer spielerischer – wenn wir es geschehen lassen, „uns“ anvertrauen. Erst mal ist es jedoch unsere größte Angst, zu sterben. Schritt für Schritt bekommen wir auch dazu Vertrauen, Vertrauen zum Tod, zum Sterben. Das macht es leicht und spielerisch. Es gibt nichts mehr zu verlieren und alles zu gewinnen.

Wenn es Dir (gerade jetzt) richtig „beschissen“ geht, alles zusammenzubrechen scheint – Glückwunsch, Du bist in der Geburt, verlässt eine Dimension und gehst in die nächste. Das Sprichwort „Die dunkelste Stunde ist vor der Morgendämmerung“ mag dich daran erinnern und in der Ausrichtung unterstützen. Es könnte sein, wenn der „beschissene“ Zustand anhält, dass Du vor dem Geburtskanal quer liegst. Dann gilt es zu prüfen, ob du tatsächlich bereit bist für das Neue und das Alte, die Pseudosicherheiten, loslassen magst. Du kommst nackt und nur mit Dir selbst in diese neue Welt und was in der Nachgeburt mitkommt, wissen wir nicht. Das rationale „Ich“ weiß nicht, was es brauchen wird in der neuen Dimension und mag deswegen in Panik verfallen. Doch tiefer in uns wissen wir, dass wir vertrauen dürfen und dass alles da und dabei ist, was wir brauchen, um zur Verfügung zu stehen. Alles Unnötige fällt ab.

Nach der Geburt stehst Du neu im Licht, angstfrei, mit unendlicher Kraft und unendlichen Möglichkeiten – da ist Freiheit, kein „Muss“ mehr, freie Wahl zum Wohle von Allem. Jetzt ist Freude da und Urvertrauen. Dann erleben wir, wissen und unser Leben ruht darauf: Das Universum ist ein wohlwollenden Ort – ein Ort, der unser Bestes will. Ein Ort, der uns Übungen zu unserem und zum Wohle von Allem sendet – die uns zu 100% fordern, jedoch nicht überfordern. Die Übungen zwingen uns, über alte Grenzen zu steigen. Sie kommen aus reiner Liebe – auch wenn wir da bisher Zweifel hatten. Wir sind geschlüpft als Wesen der Liebe, strahlen im Licht der Liebe und nehmen unseren Platz als Boten der Liebe ein.

Und die Reise geht weiter, neue Herausforderungen und Geschenke warten. Der Widerstand jedoch ist weg, damit die Anstrengung, und wir tanzen in Leichtigkeit. Ja, das kann mal wieder verloren gehen und wir wissen jetzt, wo wir es flugs wiederfinden.

Willkommen … auf der Reise … alles ist bereit, vorbereitet …

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2 Gedanken zu „Erwachen als „Abfallprodukt“

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